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Dienstag, 7. Juni 2011

Österreich – Deutschland 1:2 (EM-Quali 03.06.2011)

Die meisten österreichischen Fans hatten sich wohl schon auf eine Niederlage eingestellt. Deutlich sollte das Spiel der Brüder an den Großen gehen. Doch es war kein normaler Fußballabend. Wohl nur die Wenigsten hätten erwartet, was man am Freitag zu sehen bekam.

Ich habe das Spiel in meiner WG mit Freunden verfolgt. Wir alle hatten uns auf einen gewöhnlichen Fußballabend der Österreichischen Nationalmannschaft eingestellt: Wir hofften, dass die Tore, die wir kassieren zumindest ansehnlich sind und wir ein paar schöne Szenen beobachten dürften.
Das Spiel war eigentlich von Beginn an ausgeglichen. Die ersten Großchancen auf beiden Seiten ließen nicht lange auf sich warten. Ganz zu Beginn setzen die Österreicher gleich ein Zeichen. (4.) Nach einem Freistoß köpft Harnik nur Knapp neben das Tor. Der wäre schwierig geworden, selbst für Neuer. Zu Beginn hielten die Deutschen noch dagegen. (7.) Doppelchance. Erst ließ Gomez nach wunderbarem Zuspiel von Özil alleine vor Gratzei eine gute Chance aus, dann verhindert die Querlatte, nach einer Podolski-Klebe die Führung der Deutschen.

Österreich auf Augenhöhe

Die Österreicher zeigten wenig Respekt vor der Fußballgroßmacht und spielten teilweise auf Augenhöhe mit. Dann die Großchance zur Führung. (31.) Mit einem Eckball von Alaba hatte die Abwehr der Deutschen Schwierigkeiten. Für Scharner kam das allerdings zu unerwartet und er konnte den vermeintlich einfachen Ball nicht im leeren Tor unterbringen. Weiter gings! (41.) Klein spielte von der Seite auf Hoffer, der spitzelt den Ball unter Bedrängnis knapp vorbei. Spätestens hier wäre die Führung für Österreich verdient gewesen.
Dann aber doch die Führung für Deutschland. (45.) Nach einem Eckball können die Österreicher den Ball nicht klären und Gomez steht wieder einmal richtig und braucht mit dem nötigen Quäntchen Glück des Tüchtigen den Ball im Tor unterbringen. Sekunden vor dem Ende der ersten Halbzeit.
Das unerwartet gute Auftreten der Rot-Weiß-Roten hatte bei uns vor dem Fernseher Verwunderung aber auch gute Stimmung verbreitet. Leider wurden aber die Träume einer Sensation kurz vor der Pause so gut wie zerstört. „2 Tore gegen Deutschland ist für Österreich unmöglich“ meinten wir, als die Zweite Halbzeit begann. Wir dachten, Deutschland würde zu seinem Spiel finden und nun Österreich überrollen.

Vuvuzela, Schal und Trikot!

Schnell war klar, dass wir falsch lagen. Österreich spielte munter weiter, schien fast noch motivierter zu sein. (50.) Der starke Alaba – für mich trotz 2 oder 3 unnötigen Ballverlusten der Mann des Spiels – brachte von der linken Seite einen Ball scharf zur Mitte. Harnik hätte den Ball wohl versenkt, wenn nicht Friedrich ins eigene Tor getroffen hätte.
Ausgleich! Wir alle sprangen auf, schrien, klatschten und konnten es kaum fassen. Ein Mitbewohner suchte blitzartig seine Vuvuzela von der letzten WM und trötete drauf los. (52.) Als dann auch noch kurz darauf ein Volley von Kulovits an die Stange knallte, rochen wir die Sensation. Einer zückte seinen Schal hervor und ein andere warf sein gebrauchtes Trikot im Schnellwaschgang in die Waschmaschine. Wir machten uns auf eine Triumpfzug in der Innenstadt und eine legendäre Nacht bereit.
Das Spiel war hochspannend, die Sensation angerichtet. Mit kleineren Chancen auf beiden Seiten. Österreich hatte aber mehr Spielanteile. Nun wäre ein Sieg für Österreich keinesfalls unverdient gewesen. Die Großchancen blieben aber aus. Man versäumte es den Angriff zwingend abzuschließen.

GOalMEZ!

Und wie es im Fußball nun mal ist, bekommt man die Tore hinten, wenn man sie vorne nicht macht. Vorallem, wenn der Gegner einen Mann wie Gomez in Hochform in den Reihen hat. Kurz vor Abpfiff flankte Özil auf den langen Pfosten, wo Gomez mit zu viel Platz nur noch einköpfen brauchte.
Danach wars dann auch vorbei. Fest steht Österreich ist raus aus der Quali, Deutschland so gut wie durch. Am Ende doch alles wie erwartet.
Durch das tolle Auftreten der Österreicher, hat sich die Mannschaft wieder ein paar Sympathien (zurück)erarbeitet, nach den zuletzt schwachen Leistungen. Die herausragende Leistung Einzelner, aber auch des gesamten Teams lässt uns positiv in die nahe Zukunft blicken, vorallem auf das Rückspiel. Da haben die Deutschen zu Hause was gut zu machen und brennen auf „Revanche“.

2 Kommentare:

  1. Schön beschrieben – vor allem die herrschende Situation nach dem Ausgleich. Auch mir bot sich eine ähnliche Stimmung, als ich beim Public Viewing in Wien das 1:1 live miterleben durfte. Eine im österreichischen Fußball schon fast zur Rarität gewordene Atmosphäre kam auf – Patriotismus!
    Die Menschen jubelten, lagen sich in den Armen, und stimmten Fangesänge an, wie man sie wohl schon lange nicht mehr hören konnte.
    Bis zum Spielende hielt diese Stimmung an, und auch nach dem Spiel wurde mit lobenden Worten über unsere Nationalelf nicht gespart.
    Man traf sich in den zahlreichen Bars und Clubs, und diskutierte bei einem oder mehreren Bieren über das Spiel.
    Diesen Schwung braucht der österreichische Fußball – Daumen hoch für die Leistung dieses jungen Teams!

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  2. Danke für dein Kommentar!
    Leider ist es im Fußball so: wenn's läuft stehen alle hinter einem, wenn nicht gibt's unschöne Kritik!

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